JUZ Geschichte
Das JUZ wurde 1973 eröffnet, nachdem ’72 der letzte Jugendtreff in der Innenstadt, das DOMIZIL, geschlossen worden war. Jugendliche hatten daraufhin keine Räume mehr, wo sie sich ohne Konsumzwang treffen konnten. Ein neuer Treffpunkt musste her, einer ohne Bevormundung durch Sozialarbeiter_innen und Kontrolle durch die Stadt, mit der Möglichkeit, der eigenen Kreativität freien Lauf lassen zu können.
Nach langen, zähen Verhandlungen und Hinhaltemanövern seitens der Stadt wurde 1973 im ehemaligen Gewerkschaftshaus in den Quadraten (O4, 8) das JUZ eröffnet. Anfang der Neunziger Jahre hat dann die Stadt Mannheim das Gebäude, in dem das JUZ 20 Jahre zu Hause war, an das bedürftige Textilkaufhaus Engelhorn & Sturm verkauft. Wo sich früher Jugendliche außerhalb der kapitalistischen Verwertungslogik selbst organisierten und aktiv wurden, geht heute in bester Innenstadtlage Unterwäsche über den Ladentisch. Das JUZ musste daraufhin in ein ehemaliges Gartencenter am Rande des Neuem Messplatzes in der Neckarstadt weichen. Doch nicht nur das JUZ ist von dieser Durchkapitalisierung der Innenstadt betroffen. Durch die seit Jahren ansteigenden Mieten werden nicht zahlungskräftige Menschen aus begehrten Stadtteilen in die Randgebiete verdrängt, während Stadt und Land Prestigeprojekte wie die Popakademie mit Subventionen überschütten. Nach wie vor versteht sich das JUZ daher als Ort, an dem gesellschaftliche Ausgrenzungen dieser Art kritisch betrachtet und bekämpft werden.
So gesehen passt das JUZ gut in die Neckarstadt, wo nach wie vor eher Menschen mit wenig Kohle leben. Auch historisch gesehen war dies der Fall: Unweit vom heutigen JUZ, verstreut zwischen der Langen Rötterstraße und der Waldhofstraße, befanden sich bis 1962 die Mannheimer Slums, die legendären Spelzengärten. In Zeiten der Wohnungsnot entstanden hier aus Holz, Teer und Pappe „wilde“ Siedlungen. Im Jahre 1931 lebten 646 Menschen in den Spelzengärten, die als „primitive Erd- und Hüttenwohnungen, Schlupfwinkel und verteidigter Besitz unsicherer Existenzen“ bezeichnet wurden. Den Nazis waren die Spelzengärten als Ort kommunistischer Betätigung und des Arbeiter_innenwiderstandes besonders verhasst. Hier stellte die Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter bis 1936 illegale Flugblätter und die „Arbeiter-Zeitung“ her. Die letzten Reste der Spelzengärten verschwanden erst 1962 beim Bau des Herzogenriedbades und bei der Anlage des neuen Meßplatzes, neben dem heute das JUZ zu finden ist.

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