Das JUZ solidarisiert sich mit den Aktivitäten in Heidelberg unter dem Motto „Recht auf Stadt“ die am vergangenen Samstag den 18.10.2014 in einer Nachttanzdemonstration mit über 1000 Teilnehmenden gipfelte.
Während dieser Nachttanzdemo wurde außerdem das Gebäude 21 in der Heidelberger Thibautstraße besetzt.
Hierzu dokumentieren wir eine entsprechende Pressemitteilung:
Pressemitteilung
Heute, am frühen Abend des 18.Oktober 2014, wurde das seit längerer Zeit leerstehende Gebäude 21 in der Thibautstraße von ca. 40 Aktivist*innen besetzt. Mit Bannern wie „Freiräume nehmen, Häuser besetzen“ machten die Besetzer*innen ihre Anliegen deutlich und knüpften thematisch an den an diesem Wochenende in Heidelberg stattfindenden „Recht auf Stadt“-Kongress an. Auch aus der am gleichen Abend stattfindenden Nachttanzdemo fanden etliche den Weg auf die Besetzung, um ihren Forderungen nach selbstbestimmten und selbstverwalteten Freiräumen Ausdruck zu verleihen und sich mit den Besetzer*innen zu solidarisieren. Die fröhliche Straßenfeststimmung mit Tanz und Musik wurde dabei nur von dem unverhältnismäßig hohen Polizeiaufgebot gestört. So riegelte die Polizei das Gebäude nahezu umgehend ab, ohne sich um die Anliegen der Besetzer*innen des leerstehenden Hauses zu scheren, und machte es den solidarischen Demonstrant*innen unmöglich sich den Besetzer*innen anzuschließen.
Hier eine Stellungnahme der BesetzerInnen:
Wir haben uns heute Abend den Freiraum genommen, der uns so oft versprochen wurde und der in Heidelberg so dringend gebraucht wird! Denn wenn wir politisch aktiv werden wollen, gibt es dafür keine Räume in denen wir uns treffen, Diskussionen führen oder Vorträge veranstalten können.
Wenn wir kreativ werden wollen, gibt es keinen Proberaum, keinen Platz für eine Staffelei.
Wenn wir abends beim Weggehen angegrabscht werden, müssen wir uns vom Türsteher anhören, wir „hätten uns ja auch etwas anderes anziehen können“; Zuspruch und Unterstützung suchen wir oft vergeblich.
Wir geben uns nicht damit zufrieden weiterhin darauf zu warten, dass uns irgendjemand irgendwann ein autonomes Zentrum gibt. Einen Raum, der als politischer Freiraum für alle Menschen unabhängig von Alter, Hautfarbe, Geschlecht und sexueller Identität dient. Ein Raum frei von Rassismus, Sexismus, Homophobie, Antisemitismus und Nationalismus. Seit der Räumung des ehemaligen autonomen Zentrums im Jahr 1999 – damals wurde uns ein adäquater Ersatz versprochen – kämpfen wir vergeblich. An möglichen Räumen und Gebäuden mangelt es nicht. Also haben wir uns nun einen dafür geeigneten Raum selbst genommen.
Den Gedanken nicht nur zu konsumieren, sondern selbst Teil eines autonomen und unkommerziellen Projekts zu sein, finden wir nicht nur ansprechend, sondern notwendig in einer kapitalistischen Gesellschaft, in der Profit und Leistung im Vordergrund stehen. Wir wollen uns nicht bedienen und bestimmen lassen, sondern selbstbestimmt Freiräume gestalten!
Uns ist bewusst, dass dies von den Behörden kriminalisiert werden wird und dass wir möglicherweise wegen „Hausfriedensbruch“ mit Repressionen rechnen müssen. Welchen Frieden wir in diesem leer stehenden Haus gebrochen haben ist uns unklar. Auch dass dieses Streben nach Selbstbestimmung schnellstmöglich unterbunden werden wird ist uns bewusst, wir werden dennoch weiter für einen solchen Freiraum kämpfen! Wir lassen uns nicht vom gesellschaftlichen Mainstream bestimmen und unsere Freiheit durch deutsche Staatsorgane unterdrücken!
Selbst OB Würzner ist sich über das Fehlen eines autonomen Zentrums im Klaren. In einem Interview am 06.10.14 bemerkte er, ein „völlig autonomes Jugendzentrum“ gäbe es in Heidelberg nicht, er sei „in diesem Bereich auch noch nicht zufrieden“.
Etwas dagegen unternommen hat er bisher jedoch nicht, sondern sich ganz im Gegenteil aktiv dafür eingesetzt, Freiraumbewegungen wie z.B. die Bemühungen um ein Jugendzentrum durch vorgeschobene Geldknappheit im Keim zu ersticken. Nun wäre eine erneute Chance für Herrn Würzner am Abend vor der Ob-Wahl zu beweisen, dass er seinen Worten auch Taten folgen lässt. Den Anfang haben wir bereits gemacht, wir haben einen Ort gefunden. Jetzt ist es an Ihnen, Herr Würzner, dieses Haus zu einem neuen autonomen Jugendzentrum zu erklären!
Für Freiräume und autonome Zentren in Heidelberg und überall!