Am 18. Juni ist unser Genosse Franz im Alter von 71 Jahren verstorben. Franz war über Jahrzehnte aktiv in der linken Bewegung in Mannheim und bis zuletzt ein aktiver und präsenter Teil des offenen Antifaschistischen Treffens. Dort, wie auch im Linken Zentrum Ewwe Longt’s oder im von ihm mitgepflegten Infoladen im JUZ Friedrich Dürr war er bis zuletzt anzutreffen.
Aus einem Gespräch mit Franz ging man immer klüger heraus, als man gekommen war: Sein unermesslicher Wissens- und Erfahrungsschatz war beeindruckend. So traf man ihn in der kleinen Bibliothek des Ewwe Longt’s wie er, auf der Suche nach einem Zitat das er in einem Online Artikel gelesen hatte, sämtliche Marx Werke durchwühlte, weil er das Zitat in seiner Ausgabe einfach nicht finden konnte. Selbst einmal Buchhändler gewesen, hatte er diesen Wissensschatz nicht nur aus seinen unzähligen Büchern: Als freiberuflicher Journalist nahm er auch so viele Jahre aufmerksam und vor allem kritisch am politischen und kulturellen Leben Teil, egal ob in Mannheim oder seiner Heimatstadt Ludwigshafen. Das Weltgeschehen verfolgte er bis zuletzt — eine erste, und manchmal sehr ausführliche, Einschätzung und Meinung schon parat. Auch war Franz leidenschaftlicher Musiker, initiierte die antifaschistische Songgruppe des OATs und gab mit 66 im Film “Und Morgen die ganze Welt” sein Schauspieldebüt.
Man mag es glauben oder nicht: All das ist nur ein kleiner Teil seines bewegten und aufregenden Lebens, das immer vor allem von einem geprägt war: Einer unerschütterlichen Beharrlichkeit. Franz, als Alt-68er, ist seinen Überzeugungen immer treu geblieben, hat sich stets seinen eigenen Kopf bewahrt und sich nie verbiegen lassen. In den letzten Jahren blickte er mit besonderer Sorge auf den aufkeimenden Militarismus und die rechtsautoritären Tendenzen der BRD, Themen, zu denen er in großer Regelmäßigkeit ausschweifende Redebeiträge auf unserem offenen Treffen hielt. Auch deshalb war Franz beinahe allen bekannt, die auf unserem Treffen [unsere Veranstaltungen besuchen] gewesen sind. Über 50 Jahre war Franz politisch aktiv und das mit einem Tatendrang, der bisweilen seines gleichen suchte. Noch im Krankenhausbett erklärte er uns, dass er seinen Aufenthalt im Pflegeheim nutzen werde, um die rechten Strukturen im Stadtteil auszuspähen. Schließlich würde ihn, mit über 70 Jahren, ja niemand mehr verdächtigen.
Auch die Musik war bis zuletzt ein konstanter Bestandteil seines Lebens. Er konnte unzählige Instrumente spielen, begleitete über Jahre mit der Gitarre die schiefen Stimmen des Arbeiter*innenliederchors und schaffte es sogar, dass das ungestimmte alte Klavier im JUZ melodisch klang, wenn er darauf klimperte.
Franz sagte noch vor einem Jahr zu uns, dass er nicht gedacht hätte, dass er mal über 30 Jahre alt wird. Jetzt ist er, nach längeren Krankheit und mit einem für sein bewegtes Leben stolzen Alter von 71 Jahren, von uns gegangen.
