In Zusammenarbeit mit dem COMMUNITY art CENTER mannheim
Eintritt frei
Beginn 19:00 Uhr
„Zigeunerboxer“
ein Theaterstück von Rike Reiniger
Hans will vergessen. Vergessen, wie er seinen Freund Ruki kennengelernt hat, als dieser ihm in der Kindheit einen Apfel schenkte. Vergessen, wie Ruki ihn damals als Jugendlicher zum Boxen brachte und als junger Mann – als „Zigeunerboxer“ – zunehmend von den Nationalsozialisten am Boxen gehindert wurde. Vergessen, wie sie sich im Arbeitslager wiederbegegneten; wie sie dort zur Belustigung der Wachmänner gegeneinander kämpfen mussten; wie Ruki einen SS-Mann niederschlug und Hans ihn deshalb erschießen musste. Die Erinnerung ist ein Raubtier, eine Würgeschlange. Doch Hans kann sie nicht loswerden. Die Erinnerung ist er selbst. Und durch das Erzählen seiner Erinnerung wird er sie schließlich auch nicht los sondern sieht ihr unmittelbar ins Gesicht.
Rike Reinigers Figur Hans macht die Schrecken der Nazizeit nachfühlbar, indem er die Geschichte einer Freundschaft erzählt, die nicht bestehen darf und die doch über den Tod hinaus besteht. Denn im Boxring, so Hans, ist nicht immer der der Sieger, der den Gegner K.O. schlägt. Manchmal gewinnt der, der sich niederschlagen lässt und vom Publikum trotzdem bejubelt wird.
Rike Reinigers Geschichte des Boxers Ruki ist angelehnt an die wahre Geschichte des Sinto-deutschen Boxers Johann Wilhelm „rukeli“ Trollmann, einem Ausnahmetalent, des deutschen Boxsports, dessen spektakulärer Stil von seinem Publikum bewundert wurde und dem aufgrund seiner Wurzeln als „tanzendem undeutsch boxenden Zigeuner“ im Nationalsozialismus Erfolg und sozialer Aufstieg verwehrt wurden. 1944 wurde Johann Trollmann im KZ Wittenberge ermordet.
Es spielt: Folkert Dücker
Inszenierung und Ausstattung: Annette Dorothea Weber
Kostüm: Heidi Buehl
Musik: Mike Rausch
Assistenz/Requisite: Karolina Dashty